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Licht im Terrarium

Licht ist Leben, Licht ist der Motor unserer Natur. Sowohl der sichtbare Teil als auch der, den das menschliche Auge nicht mehr wahrnehmen kann, ist die Quelle unseres Ursprungs und für die Tierhaltung eines der wichtigsten und am stärksten diskutierten Themen. Deshalb möchte ich mit diesem Thema beginnen und Erfahrungen der letzten Jahre teilen. Denn die Vielzahl an Möglichkeiten, Licht zu erzeugen, machen es auf den ersten Blick nicht leicht das passende Leuchtmedium zu finden. Trotz technischer Fortschritte haben nach wie vor alle Beleuchtungsmethoden ihre Vor- und Nachteile, die perfekte Lösung gibt es nicht und wird es in naher Zukunft wohl auch nicht geben, weshalb auf mehrere Lampensorten zurückgegriffen werden muss. Ich möchte mich hier nicht zu tief in die technischen Einzelheiten vertiefen oder in Details versinken. Daher nur ein kurzer Überblick über die technischen Basics:

Technische Auswahlkriterien, die Basics:

Cri- und RA-Wert:
Einer der wichtigsten Werte stellt der sogenannte Farbwidergabeindex dar und wird in Prozent angegeben. Die Angaben finden sich sowohl mit, als auch ohne Prozentzeichen bzw. als dezimale Zahl. Dieser Wert ist ein Qualitätsmerkmal von künstlichem Licht gegenüber natürlichem Licht. Je höher dieser liegt, desto natürlicher wirken Farben unter diesem Licht. Zumindest im Bezug auf menschliche Empfindungen. Als gute Farbwidergabe werden bereits Werte ab 0,7 bzw. 70% angesehen. Der gängige Standard liegt zwischen 80% und 89%. Grundsätzlich sollte für den Einsatz über Terrarien und Aquarien ein Wert größer 80 verwendet werden. Zu beachten ist jedoch, dass dieser Wert keine Aussage über die Farbverlaufskurve eines Leuchtmittels macht. Diese muss gesondert betrachtet werden um die Lichtqualität bzw. die Nähe zum Sonnenspektrum beurteilen zu können. So können Leuchtmittel mit hohem Farbwidergabeindex eine schlechtere Wahl bedeuten, als Leuchtmittel mit geringerem Farbwidergabeindex.

Lumen:
Als Grundlage für eine Helligkeitsbeurteilung von Leuchtmitteln wird immer wieder ein Wert namens Lumen herangezogen. Lumen ist eine physikalische Einheit und gibt den vorhandenen Lichtstrom an. Das große Problem an dieser Angabe ist, dass diese technische Größe die Lichtstreuung und Verteilung nicht mit einbezieht und lediglich den Gesamtlichtstrom eines Leuchtmittels angibt. Ein hoher Lichtstromwert gibt daher keine Auskunft darüber, wie viel Licht letztendlich auf eine Fläche trifft. Er Liefert jedoch einen sehr guten Anhaltspunkt zur Effizient eines Leuchtmittels. Plump formuliert könnte man sagen, je höher das Verhältnis von Lumen zu Watt (lm/W) ist, desto mehr Licht bekommt man für die aufgebrachte elektrische Leistung.

Lux-Wert:
Wesentlich aussagekräftiger als eine Lichtstromangabe auf der Lampenverpackung ist die Ermittlung der Beleuchtungsstärke, gemessen in Lux. Dieser Wert gibt an, wie viel Lichtstrom auf eine Fläche von einem Quadratmeter fällt. Als Formel gilt: 1Lux = 1*(Lumen/m²). Je höher also der Lux-Wert, desto mehr Licht trifft auf die gemessene Fläche. Hierbei gilt auch: Je gerichteter das Lichtmedium sein Licht abgibt und je weniger Licht durch Streuung, Reflexion oder Absorption verloren geht, desto höher die Beleuchtungsstärke, auch wenn sie unserem Auge subjektiv nicht intensiver vorkommt. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der Abstrahlwinkel. Bei Leuchtstoffröhren und anderen Leuchtmitteln, die einen Abstrahlwinkel von 360° aufweisen, geht viel Licht für unsere Zwecke verloren. Dieses lässt sich zwar mit Reflektoren umleiten, allerdings wird dabei das Licht auch wieder zurück auf die Leuchtmedien geworfen oder anderweitig gestreut, wodurch ein Reflektor keine gesteigerte Lichtausbeute von 100% bedeutet. Anders bei einer LED zum Beispiel, die je nach Bauart in der Regel einen Abstrahlwinkel von 45-120° besitzt. So mag der Lumenwert im Datenblatt bei gleicher Leistung zwar geringer ausfallen, als beispielsweise bei einer Leuchtstoffröhre, der Lux-Wert fällt dafür höher aus, da weniger Licht absorbiert oder gestreut wird.

Vergleich zwischen einer Leuchtstoffröhre mit Reflektor und einer High-Power LED

Faktoren wie der Abstand des Leuchtmittels, reflektierende oder absorbierende Flächen, verwendete Reflektoren und systembedingte, bauliche Faktoren haben also großen Einfluss auf die Lichtverhältnisse im Terrarium. Den größten Einfluss nehmen dabei Abstrahlwinkel und der Abstand des Leuchtmittels ein. Die Lumenwerte verschiedener Leuchtmedien lassen sich daher nicht sauber miteinander vergleichen, sondern müssen zunächst auf den gemeinsamen Nenner „Lux“ gebracht werden. Hierfür gibt es auch recht günstige Messgeräte zum Erwerb. Erst mit diesem Wissen kann eine vernünftige Beleuchtung für ein Terrarium realisiert werden, um sicherzustellen, dass auch im unteren Drittel genügend Licht ankommt.

Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen

T5, T8 und Kompaktlampen sind derzeit weit verbreitet in der Terraristik und vielfach als „das Leuchtmittel“ auf dem Markt empfohlen. Dies liegt wohl mitunter an der großen Bandbreite an Spezifikationen und Sockel, verschiedenen Lichtfarben bis hin zu UV-Anteilen im Lichtspektrum. Aber auch das, was wir benötigen? Bedingt. Moderne Fünf-Banden-Leuchtstoffröhren (Farbcode z.B. 940, 950 oder 965) besitzen zwar eine wesentlich schlechtere Lichtausbeute als herkömmliche Drei-Banden Röhren, haben aber eine hervorragende Farbwiedergabe und ein ausgewogenes Spektrum, wodurch sich sehr gute Grundbeleuchtungen realisieren lassen. Aufgrund geringerer Kosten und einer höheren Lichtausbeute wird jedoch häufig zu Drei-Banden-Röhren (Farbcode z.B. 840 oder 865) gegriffen. Vor allem die Versionen mit 865-Farbcode zeigen hier aber häufig einen viel zu großen Blauanteil im Spektrum. Kompaktleuchten, gerne auch als Energiesparlampen bezeichnet, sind meiner Meinung nach allgemein ungeeignet aufgrund ihrer schlechten Effizienz von deutlich unter 80lm/W und der Hitzeproblematik. Das im Leuchtensockel verbaute Vorschaltgerät heizt sich sehr stark auf, wodurch vor allem bei günstigen Leuchten immer wieder ein Chlorgeruch wahrnehmbar wird. Es ist seit langem auch bekannt, dass diese Leuchten Schadstoffe ausdampfen, die durch das warmwerden der Platinen freigesetzt werden. Als alleinige Beleuchtung eignen sich Leuchtstoffröhren aller Art ohnehin nicht. Zumindest nicht für Amphibien und Reptilien. Es gibt zwar einige Leuchtstoffröhren und Kompaktlampen mit UVA und UVB Anteil im Spektrum, jedoch fallen diese viel zu gering aus, als dass sie je von nennenswertem Nutzen wären, ohne die Röhren direkt im Terrarium zu verbauen. Und dies so nah wie möglich am Tier. Zudem können Leuchtstoffröhren allein nicht genug Wärme produzieren, um Wüstenterrarien auf Temperatur zu bringen oder um lokale Wärmespots einzurichten. Der Nutzen spezieller Lampen für die Terraristik in diesem Bereich ist ebenso fragwürdig. Seit Anfang 2017 nutze ich persönlich diese aus meiner Sicht veraltete Technologie nicht mehr. Die unzähligen T5-Lichtbalken dienen lediglich als Backup und Notbeleuchtung. Zu diesem Einsatz kam es bisher jedoch nie. Und ab September 2023 ist ohnehin Schluss mit T8 Leuchtstoffröhren [1].

Blick in einen der Lichtkästen. UV Lampe, HQI Strahler und zwei mal T5 Balken.
Kompaktleuchte/Energiesparlampe. Mit nur 69lm/W äußerst ineffizient.
SolarRaptor Pro Alu 39W T5 SolarRaptor Pro Alu, seit langem nicht mehr in Verwendung.

HID und HQI Entladungslampen

Moderne Hochdruck-Entladungslampen nehmen die wichtigste Rolle ein, wenn es darum geht eine vernünftige Beleuchtung zu realisieren. Nicht nur haben sie mitunter eine hohe Lichtausbeute und damit eine hervorragende Effizient, sondern auch ein Spektralverlauf der dem der Sonne am nächsten kommt. Mit diesen Lampen lassen sich Terrarien von klein bis groß ausleuchten und auf Temperatur bringen. Je nach Terrarienhöhe, Besatz und gewünschter Temperatur muss abgewogen werden, welche Lampenleistung zum Einsatz kommt. In hohen Terrarien kommt man bei großem Lichtbedarf um die 150W Varianten nicht herum. Bei kleinen Terrarien reichen oft schon 35W bis 50W aus. Dabei empfiehlt es sich – vor allem bei geringer Höhe – besser zweimal 35W zu wählen, um mehrere Sonnenplätze und eine bessere Lichtverteilung zu schaffen. Auch eignen sich die 35W Varianten bestens zur Jungtieraufzucht. Durch die hohe Hitzeentwicklung ist die Lebensdauer dieser Leuchtmittel leider auf etwa zwei Jahre begrenzt. Ein großer Nachteil ist die Lichtabgabe auf 360°, wodurch Reflektoren unerlässlich werden. Die für den Haus- und Verkaufsflächengebrauch gefertigten Leuchtmittel werden standardmäßig mit UV-Filtergläsern geliefert und eignen sich lediglich für eine Grundausleuchtung, vor allem bei Wüstenterrarien wo viel Wärme benötigt wird. Für die Terraristik sind entsprechend die Strahler der bekannten Firmen zu verwenden um eine UV-Versorgung zu gewährleisten.

35W SolarRaptor HID Strahler
Das dazugehörige EVG
Datenblatt zur 35W HID SolarRaptor
Quelle und weitere Informationen: http://www.econlux.de/produkt/hid-lampen/

Diese haben meiner Erfahrung nach sehr effiziente Reflektoren und benötigen keine zusätzlichen Lichtstreueinrichtungen. Trotz viel medialer Kritik an derartigen Lampen sind sie nach wie vor die effizienteste Möglichkeit viel Licht in exzellenter Qualität zu erzeugen. Sie liefern nicht nur wie angesprochen ein sehr sonnenähnliches Licht, sondern auch Infrarotstrahlung und decken in ihrem Lichtspektrum auch die für unsere Tiere überlebenswichtigen UVA und UVB Bereiche in passendem Verhältnis ab. Lange Zeit hatte ich Econlux ‚Solar Raptor‘ [7] im Einsatz. Mittlerweile nutze ich nur noch Leuchtmittel der Firma Reptiles Expert [2], da ich von deren Qualität und Langlebigkeit aus Erfahrung überzeugt bin. Außerdem ist der Preis durch fehlende Zwischenhändler Konkurrenzlos günstig und der Kundenservice erstklassig.
Die sogenannten PAR-Strahler werden in einer Spot- und einer Flood-Variante bereitgestellt. Ich persönlich nutze nur die Flood-Varianten, da diese eine bessere Ausleuchtung sicherstellen und der Wärmeeintrag in meinem Fall ausreicht. Die Spot-Varianten eignen sich vor allem für Wüstenterrarien, in denen auf kleinem Raum hohe Temperaturen benötigt werden. Diese Leuchtmittel müssen aufgrund des Alterungsprozesses der Gläser, die UVC Strahlung filtern und UVA/UVB Strahlung nur in gewünschten Mengen durch lassen regelmäßig getauscht werden. Bei Reptilien die in der Natur viel Sonnenstrahlung ausgesetzt sind, z.B. Anolis und Lygodactylus, tausche ich die Leuchtmittel spätestens nach neun bis zwölf Monaten. Bei Amphibien und Reptilien, die im Dickicht des Dschungels beheimatet sind, bleiben die Leuchtmittel solange in Betrieb bis sie aufgrund von Defekt ausfallen oder sich die Lichtfarbe ins Grüne verschiebt. Meist aber tausche ich bei den „sonnenhungrigen“ die Leuchtmittel nach sechs Monaten und verwende sie z.B. bei den Mantella und Gonatodes weiter. So stelle ich bei allen Tieren stets eine ausreichend starke UV-Beleuchtung sicher.

LED

An dieser Stelle möchte ich mich intensiv mit der LED Technologie beschäftigen, denn die
LED spielen seit längerer Zeit eine wichtige Rolle auf dem Leuchtmittelmarkt und verdrängen zunehmend die bisherigen Leuchtmittelkonzepte. Während LED Beleuchtungskonzepte in der Aquaristik bereits seit längerem Einzug halten und eine feste Größe geworden sind, finden sie seit etwa 2016 nach und nach auch ihren Weg in die Terrarienkunde, wo sie jedoch nach wie vor kritisch gesehen und kontrovers Diskutiert werden. Große Kritikpunkte waren bisweilen schlechte Farbwiedergabewerte, katastrophale Farbtemperaturen sowie Überreizungen der Augen bei Reptilien. Die Diskussion um für und wider der LED Technologie wird leider viel zu häufig mehr emotional anstatt technisch-fachlich geführt und führt nicht selten zu falschen oder verklärten Aussagen die zuweilen auch keine Lösungsvorschläge boten.
Ich persönlich habe auch Beruflich sehr viel und immer mehr mit dieser Technik zu tun. Lichtqualität ist mittlerweile auf dem Leuchtmittelmarkt, vor allem im industriellen Bereich, ein hohes Gut und entsprechend nachgefragt. Die Nachfrage steigt aber auch von Seiten der Endverbraucher und Raumausstatter. Oft ist auch vom ‚Lebensmittel Licht‘ die Rede. Grundsätzlich ist zur LED-Technologie folgendes zu sagen:
Die Technik ist mittlerweile soweit ausgereift, dass sie sich auch hinter HID Leuchtmitteln nicht mehr verstecken muss. Vor allem die Firma Cree Inc. tut sich hier als feste Größe auf dem Markt hervor und hat LED Chips im Sortiment, die in Sachen Lichtausbeute, Spektralverlauf, Farbtemperatur und Farbwiedergabewert sehr nah an HID Leuchtmittel heranreichen. Der größte Vorteil in der LED-Technologie steckt in der hohen Lichtausbeute gepaart mit erheblich geringeren Wärmeverlusten im Vergleich zu anderen Leuchtmitteln. Der Lichtstrom wird nicht, wie zum Beispiel bei Leuchtstoffröhren auf 360° abgegeben, sondern gerichtet auf in der Regel 90-120°, aber auch bis zu 180° sind möglich. Dadurch steigt die nutzbare Menge Licht unermesslich, ohne auf die Verwendung eines Reflektors angewiesen zu sein oder mehr Lichtleistung verbauen zu müssen. So lassen sich sehr kompakte Beleuchtungskonzepte realisieren, sowie hocheffiziente Flächenbeleuchtungen. Zudem ist eine jede LED grundsätzlich dimmbar und langlebig, wenn die vorgeschaltete Elektronik stimmt.

Es versteht sich natürlich von selbst, dass allein mittels LED keine Beleuchtung realisiert werden kann, denn es fehlen Infrarot und UV Spektralbereiche. Zwar gibt es auch hier Dioden dafür, jedoch sind mir bisher keine marktreifen Beleuchtungskonzepte in diese Richtung bekannt geworden, und ein Selbstbau ist von dieser Ebene ausgehend schlicht zu aufwendig und teuer. Gerüchten zufolge scheint der Hersteller der sogenannten Skylight LEDs [3], die sich seit einiger Zeit auf dem Terraristikmarkt etablieren, Beleuchtungen mit UV-LEDs zu planen. Wie hier das Verhältnis dann zwischen UVA und UVB aussieht, muss sich weißen. Mit der LED Technologie ist dies zum aktuellen Zeitpunkt jedoch durchaus realisierbar. Bis eine langlebige Marktreife solcher Produkte erreicht ist, wird es aber sicher noch einige Jahre dauern. Das lange gehegte Gegenargument der Leuchtstoffröhren-Fraktion, LEDs seien zu blau, ist im Übrigen mittlerweile genauso vom Tisch, wie das Argument entsprechende Leuchtmittel seien nicht einfach zu bekommen. Dennoch lauern einige Fallstricke. Hersteller, die hochwertige LED-Chips in ihren Leuchtmitteln verbauen und entsprechende Datenblätter zu Spektralverlauf und Lichtverteilung liefern, sind auf dem Markt für Endkonsumenten nach wie vor rar gesät. Dennoch lohnt es sich, vor allem in Zeiten des Internets, immer die Augen offen zu halten oder ein wenig zu recherchieren. So bin ich persönlich auf die von mir verwendeten Valtavalo [4] und Mextronic [5] LED-Röhren gestoßen, oder eben auf LED-Chips zur Nachrüstung in ausgediente LED-Strahler.

Auch muss erwähnt werden, dass LED nicht gleich LED ist und es große Qualitätsunterschiede gibt. So kann gleich gesagt werden, dass die im Baumarkt erhältlichen LED Leuchtmittel, völlig egal ob nun Leuchtbalken, Spot oder Retrofit, grundsätzlich nicht für den Einsatz bei unseren Tieren geeignet sind. Die Gründe hierfür sind recht einfach.

  1. Die verbauten LED sind meist auf veraltetem technischen Stand und erreichen selten eine Lichtausbeute größer 100 lm/W. Grob über den Daumen liegt der Baumarktdurchschnitt bei 85 lm/W.
  2. Der Farbwiedergabeindex liegt meist unter einem CRI Wert von 85, teils auch nur knapp über 70, wodurch sich die Farbwiedergabe zwar als „gut“ bezeichnen lässt, jedoch nur gemessen am menschlichen Auge. Aussagen über den Spektralverlauf liegen häufig nicht vor oder sind auch auf Nachfrage nicht zu bekommen.
  3. Die angegebene Farbtemperatur weicht häufig von der tatsächlich gelieferten ab, sowie ist die verbaute Elektronik meist nur darauf ausgelegt ein Flimmern für das menschliche Auge zu vermeiden.

Der Massenmarkt zielt eben nicht auf die Bedürfnisse von Amphibien und Reptilien ab, weshalb es meines Erachtens nach auch immer wieder zu Problemen führt, wenn LED wider besseren Wissens nachgerüstet werden oder von schlechter Lichtqualität berichtet wird. Bei dieser Technologie spiegelt sich Qualität sofort im Preis wieder. Eine einfache T8 LED Röhre zum Beispiel bekommt der Otto-Normalkunde bereits für unter 10€ in einer für das menschliche Auge ausreichenden Lichtqualität. LED-Röhren mit gutem Spektralverlauf, hoher Lichtausbeute und wertiger Verarbeitung, Kühlfläche ist hier ein wichtiges Thema, kosten gut und gerne das dreifache. Wer auf höhere Farbwidergabe Cri >90 wert legt, findet sich auch schnell bei 50€ wieder. Es bedarf also einer gewissen Recherche um für die Terrarien taugliche LED-Röhren oder generell LED-Produkte zu finden. LED-Produkte bekannter Hersteller aus dem Aquaristikbereich sind aus meiner Sicht für Terrarien absolut unbrauchbar und oft auch technisch veraltet und überteuert. Die bereits angesprochenen Produkte von Skylight LED [3] scheinen den technischen Spezifikationen nach eine gute Alternative zu sein, ich persönlich habe aber keine Erfahrung mit deren Produkten. Dafür hört man viel Gutes.

Als Alternative zu fertigen Produkten kommt auch der Selbstbau aus LED-Modulen in Frage. Hiermit möchte ich mich jedoch an anderer Stelle näher beschäftigen und halte den Selbstbau erst einmal oberflächlich behandelt.

Bei allen Lobliedern auf die LED Technologie müssen jedoch auch die negativen Aspekte berücksichtigt werden, denn diese führen mitunter zu den angesprochenen überreizten Augen bei unseren Tieren. Billig gefertigte LED Leuchtmittel haben aufgrund unserer Netzspannung ein gewisses Grundflackern, meist etwa 100 Hz, verursacht durch die günstig gefertigte Elektronik. 100 Hz sind für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar, führen gepaart mit schlechter Lichtausbeute jedoch auch beim Menschen zu einer gewissen Überreizung der Sehnerven bei langer Einwirkzeit. Darüber hinaus tun sich unsere Augen schwer die Lichtquelle „zu verstehen“. Zwar gibt es hinsichtlich der Wirkung auf tierische Augen meines Wissens nach keine Untersuchungen, ich gehe aber annehmend davon aus, dass sich dies ähnlich wie beim Menschen verhält. Unsere Augen nehmen jeden LED Punkt, also jede Lichtquelle, einzeln wahr anstelle die Lichtpunkte auf engem Raum als Ganzes zu verstehen. Dies führt zu einer Überreizung und ist einer der größten Negativpunkte dieser Technologie. Hier sehe ich auch den Hauptgrund dafür, warum diverse Reptilien unter LED Leuchtmitteln irgendwann anfangen ein atypisches Verhalten an den Tag zu legen. Gepaart mit dem 100 Hz Flackern durch billige Vorschaltelektronik können solche Beleuchtungen zu einer Reizüberflutung führen. Für den Laien ist es verständlicherweise nicht einfach solche Produkte zweifelsfrei zu identifizieren. Es hilft nur ein genauer Blick in die Herstellerangaben oder eine Kontaktaufnahme mit jenem. Beim Selbstumbau ist grundsätzlich auf eine gute Spannungsversorgung zu achten um dieses Problem direkt zu umgehen. Um eine Blendung und damit eine Überanstrengung der Augen zu vermeiden, sollten die Leuchtmittel mit einem geeigneten Blendschutz versehen werden. Im Fall der von mir verwendeten T8 LED Röhren ist eine Kaufoption gegeben, bei der das Glas leicht milchig ausgeführt ist und den Blendeffekt somit durch Lichtstreuung unterbindet. Bei Umbauten oder Selbstbauten liefert dünn aufgetragener Matt-Klarlack eine mögliche Hilfestellung. Bei gekauften Leuchtbalken in entsprechender Lichtqualität sollte der Blendschutz keinesfalls ohne ausreichenden Ersatz entfernt werden!

In den letzten Jahren habe ich einige LED Produkte getestet. Von speziell für die Terraristik beworbenen, hin zu den Produkten der großen Marken. Bisweilen fällt mein Urteil nur so aus, dass ich sagen kann: LED Beleuchtung in der Terraristik ist nur mit entsprechendem Geldaufwand oder Eigeninitiative möglich. Den LED Produkten bekannter Terrarien-Ausstatter mangelt es häufig an Effizienz, oft auch an Lichtqualität und Lebensdauer, weshalb ich diese nicht empfehlen kann.
Im Fall der T8 LED Röhren habe ich mit Produkten der finnischen Firma Valtavalo Ltd. [4] einen sehr guten Fund gemacht mit dem ich hinsichtlich Lichtqualität und technischer Spezifikationen mehr als zufrieden bin und ohne größere Umbauarbeiten eine Grundbeleuchtung realisieren kann. Ergänzt werden diese Röhren durch die sehr effizienten Röhren der Firma Mextronic[5]. Bezugsquellen sind dank Internet leicht zu finden, alternativ geht oft auch der direkten Weg über den Hersteller.
Darüber hinaus habe ich einige Selbstbauprojekte verwirklicht, in denen ich Alu-U-Profile zur Hilfe nahm. Aus diesen habe ich mir sozusagen meine eigenen Lichtbalken realisiert. Die dafür verwendeten LED-Leuchtstreifen stammen von verschiedenen Anbietern im Bereich Selbstbau und Entwicklung. Die Lichtausbeute liegt bei allen bei um die 120lm/W sowie Cri-Werten von 82 bis etwa 95. Hier lassen sich gleich von Beginn an dimmbare Projekte realisieren. Derlei Selbstbauprojekte sind, ungeachtet der oft günstigen Preise der einzelnen Komponenten, im Ganzen jedoch oft genauso teuer, wie eine fertige Lösung. In meinem Fall wurde diese Fertige Lösung hauptsächlich in den Produkten von Valtavalo Ltd. [4] und Mextronic [5] gefunden.

Nicht ganz so einfach sieht es bei LED Flutern aus, die es wie Sand am Meer gibt, aber meines Wissens nach nicht in der Lichtqualität wie es nötig wäre. Gerade LED Fluter, wie auf nebenstehendem Bild zu sehen, werden häufig über Aquarien und Terrarien verbaut und führen zu Problemen hinsichtlich Verhalten und Fortpflanzung. Diese LED Fluter dienen vorwiegend dem Ausleuchten von Hofeinfahrten, Garagen oder ähnlichem. Eben jenen Bereichen im menschlichen Alltag, an denen auf Lichtqualität wenig Wert gelegt wird. Hier hilft nur ein Umbau auf hochwertige LED Chips mit entsprechend guter Spannungsversorgung um ein Nutzen daraus zu ziehen. Vergleichsweise geht dies zwar ins Geld, lohnt sich jedoch hinsichtlich der Energieeinsparungen und Lichtqualität. Bastler kommen hier zudem auf ihre Kosten, so lassen sich mit überschaubarem Kostenaufwand dimmbare Beleuchtungskonzepte mit hoher Lichtqualität und Ausbeute realisieren. Entsprechende COB LED-Chips sind je nach Leistung mit 5€ - 50€ pro Stück natürlich recht kostspielig, lohnen sich aber bei Lichtausbeuten von bis zu 140 lm/W, 5000-5500K Farbtemperatur und einem Cri-Wert von bis zu 95 gepaart mit entsprechend gutem Spektralverlauf. Einen Umbau rate ich jedoch nur Leuten, die sich mit der Materie auskennen. Solche Strahler verwende ich sehr gerne bei Tieren, die keine allzu hohe UV-Versorgung benötigen. Z.B. Mantellen und Dendrobaten. Hier ergänzen sie die HID Beleuchtung gepart mit T8 LED Röhren. Oder eben in hohen Terrarien zur allgemeinen Ausleuchtung. So ist es zum Beispiel auch für ein zukünftiges Dendropsophus Terrarium geplant.

UV Beleuchtung:

Wohl kein anderes Thema ist so stark umstritten und wird in einschlägigen Foren regelmäßig zu Tode diskutiert, als das der UV-Versorgung im Terrarium. Aussagen wie „Die Tiere leben tief im Dschungel, da kommt eh nur 2% Licht an“ oder „Die sind eh nachtaktiv, brauchen die nicht“ sind auch heute noch oft zu hören. Fakt ist, UVA und UVB Strahlung sind nicht nur notwendig für die Vitamin D3 Synthese, sondern auch für das allgemeine Wohlergehen und den Hormonhaushalt. Ohne vernünftige UVA und UVB Versorgung ist keine artgerechte Tierhaltung möglich. Auch bei tief im Dschungel lebenden und nachtaktiven Tieren nicht. Der einzige echte Diskussionspunkt ist die Menge/Dauer an UV-Bestrahlung, die die Tiere benötigen. Wie eingangs geschrieben, eignen sich Leuchtstoffröhren und Kompaktlampen nicht im Entferntesten als Quelle der so wichtigen Strahlung. Während die Osram Vitalux mit ihren 300W für einen dauerhaften Einsatz zu stark ist, sind Ratschläge wie der, das UV-Schutzglas normaler HID und HQI Strahler zu entfernen ebenso wenig brauchbar wie gefährlich. Man kommt also um spezielle Lampen wie die BrightSun der Firma LuckyReptile [6], die SolarRaptor der Firma EconLux [7] oder der von mir favorisierten Reptiles Expert [2] nicht herum. Sie dienen als vernünftige UVA und UVB Quelle, liefern aufgrund ihrer Konstruktion eine hohe Lichtausbeute (bis zu 11.000 Lux mehr im Vergleich zu normalen HQI Lampen bei gleichem Messabstand!) bei verhältnismäßig humaner Leistungsaufnahme und haben ein dem der Sonne sehr nah kommendes Lichtspektrum.  Dabei sollte natürlich auf eine angemessene Leistung Acht gelegt werden. Je nach Terrarienhöhe, Besatz und Wärmebedarf kann zwischen 35W, 50W, 70W und 150W gewählt werden. Welches Leuchtmittel zum Einsatz kommt, hängt maßgeblich von Terrarienhöhe und notwendiger Temperatur ab. Für jedes Tier und (fast) jede Terrariengröße lassen sich aber stets die passenden Kombinationen finden. Um eine bessere UV-Abdeckung zu gewährleisten, ist es oft auch ratsam lieber zwei etwas schwächere UV-Lampen als eine starke einzusetzen. Es ist schwer hier eine allgemeine Empfehlung zu geben, für welche Terrariengröße welche Leuchte zu empfehlen ist. Viel ist Erfahrungssache, aber auch viel Experimentierarbeit. Ausleuchtung und Wärme sollten ohnehin vor dem Einzug der Tiere mehrfach kontrolliert werden.

Abschließend lässt sich sagen, dass jede Leuchtmittelart ihren individuellen Vorteil hat, wie auch ihren Nachteil. Während beispielsweise HID-Strahler auch in tieferen Bereichen der Terrarien hohe Lux-Werte erreichen und zudem auch UVA und UVB liefern können, erhitzen sie zugleich das Terrarium und können punktuell auch Pflanzen zum welken bringen. Es ist daher wichtig, ein gesundes Mittelmaß an Lichtausbeute, Temperatur und ausgewogenem Lichtspektrum zu finden, stets auf die Bedürfnisse der gehaltenen Tiere zugeschnitten. Die beste Kombination ist in der heutigen Zeit wohl eine Mischbeleuchtung aus HID-Strahlern mit UV Anteil sowie hochwertigen LED Leuchtmitteln. Ebenso ein vernünftiger Aufbau der Ein- und Ausschaltzeiten. Dies ist nur mit viel ausprobieren möglich, gerade Anfänger haben hier ihre Probleme dieses Mittelmaß zu finden.
Folgendes hat sich bei mir seit vielen Jahren bewährt:
Mittels HID Strahlern wird die Haupt- und Tageslichtbeleuchtung realisiert, die UV-Licht, Wärme und „generelles Licht“ einbringt. Ergänzt wird bei hohen Terrarien mittels umgerüsteter LED-Fluter und bei längeren Terrarien bis zu einer Höhe von 100cm mittels T8-LED Röhren, die zwischen den Lichtkegeln für Licht sorgen. Dazu halte ich eine Staffelung des Lichts ein. Früh am Tag und Abends ist lediglich eine in der Farbtemperatur etwas wärmere Dämmerungsbeleuchtung aktiv. Die anderen Leuchten werden nach und nach zu- bzw. abgeschalten. In Planung ist hier auch mit zeitgesteuerter Dimmung einen Sonnenauf- und untergang zu simulieren. Dies ist aktuell jedoch noch nicht soweit gereift, dass eine Umsetzung ansteht.

Weiterführendes

[1] Abschied von der T8-Lampe, Elektropraktiker 6/2019, S. 446-449
[2] https://www.reptilesexpert.com, Herstellerseite, Bezugsquelle meiner Tageslichtleuchten sowie Informationen zu den Leuchtmitteln selbst
[3] www.skylight.blue, Herstellerseite
[4] www.valtavalo.fi, Herstellerseite
[5] www.mextronic.de, Herstellerseite
[6] www.luckyreptile.com, Herstellerseite
[7] www.econlux.de, Herstellerseite

GRIMM, M.: Die richtige Terrarienbeleuchtung für Chameleons und andere Reptilien & Halogen-Metalldampflampen in der Terraristik – Reptilia Heft Nr. 121 Oktober/November 2016 – Mehr Licht! Terrarienbeleuchtung für sonnenliebende Reptilien: S. 18 – 37.

FISCHER, O.:  Wie stelle ich die Beleuchtung für mein Terrarium sonnenliebender Reptilien richtig zusammen? & UV- und Wärmequellen sicher und sinnvoll installiert - Reptilia Heft Nr. 128 Dezember 2017/Januar 2018 - Terrarienbeleuchtung in der Praxis: S. 16 – 36.

Sollten Sie mehr über Leuchtmittel, ihre Funktion und mehr Detailwissen suchen, so empfehle ich Ihnen nachfolgende Webseite. Dort geht es bis ins letzte Detail, was Licht angeht.
www.licht-im-terrarium.de