Drosophila

Drosophila gelten bis heute als eines der wichtigsten Futtertiere für kleine Amphibien und Reptilien. Die kleinen Fliegen sind sehr einfach und ergiebig in der Zucht, Vitamin- und Mineralpulver haftet hervorragend an den Tieren und sie verschwinden nicht im Bodengrund des Terrariums. Sie haben jedoch auch den Nachteil eines doch eher bescheidenen Nährwerts. Sie bieten hauptsächlich gesättigte Fettsäuren, weshalb sie nicht rein „out of the Box“ verfüttert werden sollten und kein Alleinfutter darstellen. Es gibt zwei relevante Drosophila Arten in der Terraristik. Drosophila hydei, von der es auch mehrere Zuchtvarianten wie die "golden"-Variante gibt, sowie die etwas kleinere Drosophila melanogaster, die ich schon vor Jahren aus der Zucht wegrationalisiert habe. Die Zucht von Drosophila ist ein Thema, bei dem viele Wege zum Ziel führen und es – fast - kein Richtig oder Falsch gibt. Ich möchte Ihnen hier basierend auf Jahren der Erfahrung lediglich meine Vorgehensweise und Gedanken als Hilfestellung anbieten.

Über die letzten Jahre hinweg testete ich eine Vielzahl Breirezepte, die allesamt das Blaue vom Himmel herab versprachen, aber in meinen Versuchen meist zum Rohrkrepierer wurden. Sei es, weil die Zucht sehr anfällig für Schimmel & Milben war oder weil sich das Herstellen des Breis als zu aufwendig & teuer entpuppte. Das Internet ist voll von anderen Rezepturen und Vorgehensweisen. Sehr empfehlenswert ist an dieser Stelle die Seite von Herrn Thomas SCHÄFFER [2]. Seit 2016 verwende ich grundlegend das gleiche Rezept, gern auch als „Willis Methode“ [1] bezeichnet, mit großem Erfolg bei Drosophila hydei. Der Zuchtbrei funktionierte auch bei Drosophila melanogaster hervorragend. Das Thema Milbenbefall findet hier keine Erwähnung. Wenn Sie sich hierfür interessieren, so finden Sie an dieser Stelle meine Erfahrungen und Gedanken zu diesem Thema.

Die grundlegenden Zutaten für den von mir verwendeten Nährbrei sind in Anlehnung an „Willis Methode“ [1] ca. ¾ Haferflocken, ¼ Apfelmus und ~1 – 2 g Trockenhefe, sowie Wasser nach Bedarf. Die genaue Zusammensetzung schwankt und basiert auf Bauchgefühl. Da die Vielfalt an nutzbaren Einmachgläsern für die Zucht groß ist, macht an dieser Stelle eine gramgenaue Angabe keinen Sinn. Die Mengen müssen Sie individuell für die von Ihnen benötigte Gläseranzahl selbst ergründen, sowie ist auch etwas Bauchgefühl für die Beigabe zusätzlicher Zutaten gefragt. Wenn ich altes Vitamin- oder Mineralpulver übrig habe, wird auch dies Anteilig mit untergemischt. Alternativ auch etwas Orlux Lori um den Fliegen eine Vitamin- und Mineralquelle zu bieten. Ein weiteres Beimischen von Zucker hat meiner Erfahrung nach keine positive Auswirkung auf das Zuchtergebnis. Wasser wird so viel beigegeben, wie sich ein dickflüssiger Brei bildet. Da Hefe nebst CO2 auch Wasser produziert, sollte der Brei nicht zu flüssig angerührt werden, lieber später etwas Wasser nachlegen. Das so entstandene Gemisch stelle ich in einen Topf heißen Wassers, welcher wiederum in einer Styroporbox steht oder in einen warmen Lichtkasten. Der Hefe gebe ich so einige Stunden Zeit zu „arbeiten“. Bei Gelegenheit rühre ich hin und wieder den Brei und prüfe ob ggf. noch etwas Flüssigkeit nachgelegt werden muss. Nachdem die Hefe ihren Job erledigt hat, wird ein wenig Apfel- oder Tafelessig in den Brei gegeben und so viel Wasser zugegeben wie nötig, um in etwa die Konsistenz von zu dünn angerührtem Milchreis zu erhalten.

Drosophila hydei Gläser

Drosophila hydei Zuchten in verschiedenen Stadien. Rechts ein neuer Ansatz, darauf folgend je eine Woche Entwicklungszeit.

Den Brei fülle ich etwa anderthalb Zentimeter hoch in die Gläser ein. Das restliche Prozedere ist, denke ich, bekannt. Holzwolle einfüllen, Fliegen einbringen und warten. Bei der Zucht setzte ich bewusst auf Glasbehälter, anstelle der Pendants aus Kunststoff. Zum einen dämpft Glas aufgrund seiner schlechten Wärmeleiteigenschaften Temperaturschwankungen des Raums ab, zum anderen sind Gläser erheblich einfacher zu reinigen und halten nahezu unbegrenzt.
Die Entwicklungszeit der Zuchten pendelt abhängig von der Umgebungstemperatur bei Drosophila hydei zwischen vier (23°C) und fünf (19°C) Wochen. Meine Zuchten stehen jahreszeitabhängig bei ca. 19-23 °C im Keller.
Einmal die Woche starte ich neue Zuchtansätze. Es versteht sich von selbst, dass hierfür stets nur Fliegen aus Zuchtgläsern verwendet werden, die am gesündesten und vitalsten erscheinen. Probleme mit Schimmel kenne ich bei dieser Rezeptur nicht. Das Thema Milben wie eingangs erwähnt wird an anderer Stelle auf dieser Webpräsenz abgehandelt.

Weiterführendes

[1] Uwe J. Splett.: AfiBook - Praktische Aquaristik und Zierfischzucht (E-Book) – „Willis Methode“: S. 496 - 507.

[2] T. Schäffer: Drosophilazucht und Sammlung von Breirezepten.

[3] R. Schreiber, DATZ, Heft-Nr. 73 Titelthema: Frische Häppchen, Dezember 2020 / Januar 2021 – Frische Häppchen: S. 28-43.