Rückwandgestaltung für Tropenterrarien

Grundlegendes

Die Rückwände für Tropenterrarien müssen vorwiegend drei Aspekte erfüllen.

1. Sie müssen Pflanzen möglichst viel Halt bieten ohne instabil zu werden
2. Sie müssen Wasser aufnehmen und halten können, aber auch abtrocknen können
3. Sie müssen lange halten

Viele Wege führen ans Ziel, meiner Erfahrung nach konnte sich aber nur eine Methode durchsetzen, die im nachfolgenden Artikel aufgearbeitet werden soll. Andere Methoden, wie die, die bereits im Vorwort zur Rückwandgestaltung Erwähnung fanden, haben sich als unbrauchbar, für die Tiere nicht geeignet oder als zu kurzlebig erwiesen.

Die von mir favorisierte Methode wird oft als "2K PU" Methode bezeichnet und stellt meiner Ansicht nach die modernste, langfristig sinnvollste und effektivste Methode der Rückwandgestaltung für Tropen- und Feuchtterrarien dar. Meine älteste Rückwand, die mit dieser Methode gestaltet wurde, war von 2010 und ist bis zur Stilllegung des Terrariums 2017 in nahezu einwandfreiem Zustand gewesen. Mehr war hier das Problem, das sich die nur mit Silikon befestigten XPS Platten vom Glas gelöst hatten. Nach meiner Erfahrung hält bei keiner anderen Methode die Beschichtung langfristig so gut wie bei dieser. Grundbaustein für diese Methode ist ein zwei Komponenten Polyurethan Kleber (2K PU) [1], der auf die zu beschichtende Stelle aufgetragen wird. Bewährt hat sich dabei der Stauf PUK-446E [1]. Dieser Kleber ist ursprünglich für das Verlegen von Parkett vorgesehen, ist nach vollständigem Aushärten jedoch physiologisch unbedenklich, sehr ergiebig und durch seine braune Farbe kaschiert er eventuelle fehlerhafte Stellen. 

Das Mischungsverhältnis von Kleber zu Härter beträgt 9 zu 1, die offizielle Verarbeitungszeit 45 Minuten. Um sicherzustellen, dass der Kleber nicht schon oberflächlich beginnt abzubinden, während das Beflockungsmatherial aufgetragen wird, bin ich dazu übergegangen, Rückwände in Schritten zu beschichten. Dazu mische ich 400g – 800g Kleber an und mische diese nach Anleitung so lange, bis sich eine homogene Masse entwickelt. Hierbei ist wichtig sorgsam auf das Mischungsverhältnis zu achten. Um dieses Mischungsverhältnis einzuhalten, genügt eine einfache, grammgenaue Waage aus dem Küchenbedarf. 450g Kleber reichen für circa einen halben Quadratmeter glatte Fläche.

Beflockungsmaterial

Das Beflockungsmaterial erfüllt zwei grundlegende Zwecke. Erstens speichert es für die Luftfeuchtigkeit und die Pflanzen benötigtes Wasser, um es nach und nach wieder abzugeben. Zweitens dient es den Pflanzen als Möglichkeit Wurzeln zu verankern, sich auszubreiten und den Tieren als Kletterhilfe. Torfprodukte als Beflockungsmaterial lehne aus Umweltschutzaspekten ab, zudem zersetzt er sich verhältnismäßig schnell. Kokoshumus hingegen ist ein schnell nachwachsender Rohstoff, dessen grobe Anteile sich nur sehr langsam zersetzen. Somit bleibt eine Rückwand auch länger in Takt. Als Bezugsquelle nutze ich hier schlicht das Internet, kaufe Zehner Packs Kokosziegel und lasse diese in Eimern quellen. Aus Erfahrung kann ich sagen, das 2-3 L Wasser pro Ziegel ausreichend sind um komplett aufzuquellen ohne zu nass zu werden. Anschließend lasse ich den Humus vollkommen austrocknen um ihn zu sieben. Die Erfahrung zeigte mir ebenfalls, dass der Staubanteil des Kokoshumus den 2K PU-Kleber oberflächlich zusetzt und die groben Partikel keinen Halt mehr finden. Gesiebt wird mit einer Maschenweite von 1 mm. Das Feinstmaterial gebe ich in den Kompost oder nutze es als Pflanzerde. Ebenso werden die Faseranteile möglichst vollständig entfernt. Das für die Beflockung vorgesehene Material können Sie auf nebenstehendem Bild sehen. Während ich früher dazu riet, das Beflockungsmaterial staubtrocken aufzubringen, möchte ich Ihnen heute dazu raten, es leicht anzufeuchten. Es sollte natürlich nicht nass sein, sondern lediglich so feucht, dass das Granulat eine dunkle Färbung annimmt. Den Grund hierfür erfahren Sie etwas weiter unten in diesem Artikel.

Die zu beschichtende Fläche

Ein recht kurzer, aber wichtiger Punkt. Die zu beschichtenden Flächen müssen staubfrei, tragfähig und trocken sein. Am besten eignen sich hier XPS und Styroporplatten, an welchen später die Möglichkeit besteht via Draht und Stecknadeln, Pflanzen oder Fotodosen anzubringen. Ebenso eignen sich Fliesenkleberrückwände und bis zu einem gewissen Grad mit Sandpapier stark aufgeraute PVC Flächen. Grundsätzlich alle rauen Oberflächen. Auf glatten Flächen wie Glas, diversen Kunststoffen ohne Vorbehandlung, sowie geschlossenen Oberflächen von Bauschaum und Polystyrolplatten mit glatter Oberfläche hält der Kleber nicht zufriedenstellend bis gar nicht.

Die Beschichtung

Meine Terrarien werden alle mit XPS Platten ausgekleidet, hauptsächlich um es später einfacher zu haben Pflanzen mit Steckdrähten zu befestigen oder um eine Basis für weitere Strukturen aus Styropor zu schaffen. Die Platten werden mittels V4A Edelstahlschrauben und Unterlagscheiben an die Rück- und Seitenwände geschraubt. Die in früheren Versuchen verwendeten Dämmstoffdübel kann ich nach einigen Jahren der Erfahrung schlicht nicht empfehlen. Styropor wird mit Silikon und Zahnstochern in Position und später mit einer Drahtbürste in Form gebracht. Der Phantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt. Mittlerweile findet sich in fast jedem Terrarium von mir eine Mischung aus „Pflanzfähiger“ Rückwand und Steinimitat, Baumwurzelimitationen aus Bauschaum und ähnlichem eingebracht.
Dies ist zwar aufwendig, lockert optisch jedoch auf und gibt ein stimmiges Bild ab, sollten Pflanzen die Stellen nicht überdecken.

Sobald Sie mit der Rückwandgestaltung zufrieden sind, können Sie mit der Beschichtung beginnen. Wie eingangs erwähnt, mach ich dies in Teilschritten. So lege ich das Terrarium möglichst so, dass die zu beschichtende Fläche stets als „Boden“ vor mir liegt. So kann am einfachsten das Beflockungsmaterial in den Kleber gedrückt werden. Der Kleber wird etwa 1 - 2 mm dick mittels Pinseln aufgetragen, an Kanten gerne auch 3 mm um ein ‚Verdrängen‘ durch das Beflockungsmaterial zu vermeiden. Vertiefungen, wie sie etwa durch die Schrauben verursacht werden, werden mit dem Kleber schlicht aufgefüllt. Ebenso ungewollte, kleine Vertiefungen in Styropor und 2K-PU Schaum. Bauschaum sollten Sie zuvor mit einer Drahtbürste aufrauen, um eine bessere Haftung des Klebers zu erzielen.

Sobald der Kleber ausgestrichen wurde, wird großzügig das Kokoshumusmaterial darauf ausgebreitet und mit starkem Druck in den Kleber eingedrückt. Sie sollten, wie oben angesprochen, darauf achten, dass das Material eine gewisse Grundfeuchtigkeit hat. So ist sichergestellt, dass das Material dauerhaft und sicher hält. Ist der Kokoshumus zu trocken, so quillt er später bei Feuchtigkeitskontakt stärker auf. Daraus resultiert, dass sich die Partikel aus dem Kleber „sprengen“ und sich die Rückwand mit der Zeit auflöst.

Ich empfehle Ihnen, den Kleber mindestens drei bis vier Stunden abbinden zu lassen, bevor Sie zum nächsten Teilabschnitt der Rückwand übergehen. Überschüssiges Material lässt sich dann erheblich besser von der Rückwand klopfen als wenn der Kleber noch zu weich ist.
Schadhafte stellen, oder Stellen an denen zu wenig Material anhaftet werden bei späteren Arbeitsgängen schlicht nochmals mit 2K PU-Kleber überstrichen und neu mit Kokoshumus versehen. Dies kommt vor allem an Kanten, Ecken oder auf Bauschaum vor. Kleinere Stellen, die Sie nach dem Fertigstellen der Rückwand entdecken, können auch mit Aquariensilikon versäubert werden.

Wenn alle Flächen beschichtet sind, gebe ich den 2K PU-Kleber zwei bis drei Tage Zeit um vollends auszuhärten. In dieser Zeit befestige ich die Gaze im oberen und unteren Bereich, oder nehme andere Arbeiten vor. Nach Ablauf dieses Zeitfensters nehme ich einen Handbesen mit weichen Borsten und kehre überschüssiges, nicht haltendes Beflockungsmaterial von der Rückwand ab und entnehme es aus dem Terrarium.
Mit der Zeit wird sich, durch aufquellen und zusammenziehen, noch ein wenig Material von der Oberfläche lösen. Dies ist jedoch normal und sollte sich, sofern sauber gearbeitet wurde, optisch nicht negativ auswirken. Der Kleber hat einen gewissen Eigengeruch, der einige Tage bis Wochen anhält. Ohnehin ist es in meinem Fall so, das gut zwei bis drei Wochen vergehen zwischen Beflockung der Rückwand und einsetzen der ersten Pflanzen. Bevor ich dies angehe, sprühe ich die Rückwände mit einem Drucksprüher großzügig ab. Der Geruch sollte spätestens nach zwei, drei Tagen Betrieb mit der Beregnungsanlage verschwinden.

Baumrindenimitat

In einem Versuch habe ich an einem mittels Bauschaum und Styropor vormodellierten Untergrund Pinienringe mittels Silikon zusätzlich aufgebracht um der Rückwand optisch ein Finish zu verpassen. Der Ersteindruck ist sehr gut und Pinienrinde zersetzt sich erfahrungsgemäß sehr langsam. Des Weiteren bieten die kleinen Spalte den im Terrarium lebenden Gonatodes a. fuscus nicht nur eine natürlichere Umgebung, sondern auch eine bessere Möglichkeit ihre Eier zu verstecken als z.B. in Bromelien und im Bodengrund.
Langzeiterfahrungen werde ich hier entsprechend aufarbeiten.

Reparaturen

Es wird immer wieder vorkommen, dass sich Schadstellen auftun. Entweder im Vorhinein, wie angesprochen, oder durch Pflanzen die Sie entfernen. Derartige Stellen lassen sich mittels Aquariensilikon sehr einfach reparieren. In einem Terrarium mit Tieren sollten Sie natürlich Vorsicht walten lassen, denn der Essiggeruch ist für die Tiere genauso unangenehm wie für uns. Je nach Schaden entnehme ich die Tiere für einen Tag und repariere dann die Stellen aus. Wichtig ist jedoch, dass die Stellen trocken sind, deshalb decke ich diese ein bis zwei Tage vorher mit einem Stück Folie ab. Die größten Schadstellen haben sich bisher lediglich an den Dämmstoffdübeln ergeben. Auf diesen haftet der 2K PU-Kleber schlicht nicht so, wie er sollte. Beim Entfernen von Pflanzen kamen mir hier leider schon größere Stücke der Beschichtung entgegen. Durch Umsatteln auf Edelstahlschrauben sollte sich dies nun jedoch von selbst erledigt haben.

Weiterführendes

[1] Bitte beachten Sie Punkt 5 meiner Gefahrenhinweise