Skip to main content

Forexterrarien/Kunststoffterrarien

Auf dieser Seite finden Sie eine Übersicht über grundlegende Informationen zu Terrarien aus PVC-Platten, dessen Vorteile und Eigenschaften, sowie einige grundlegende Hinweise zur Verarbeitung. Die Handhabung von PVC Platten war für mich zu Beginn Neuland, lassen sich aber mit der Verarbeitung von OSB und MDF Platten vergleichen. All meine Erfahrungen im Umgang und der Verarbeitung dieses Materials fußen auf Basis des autodidaktischen ‚Learning by Doing‘. Mit jeder neuen Planung, jedem neuen Terrarium und Bauvorhaben versuche ich stets errungenes Wissen und Erfahrungen passend umzusetzen um mich einem noch professionelleren und perfekteren Ergebnis zu nähern. 

Aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen mit PVC-Schaumplatten musste ich auch feststellen, dass sich nicht jede PVC-Platte bedingungslos für den Bau eines Terrariums eignet. Die hierfür verwendeten Platten finden sich im Handel stets unter den Markennamen der verschiedenen Hersteller, wodurch nicht selten Verwechslungsgefahr besteht. So steht hier Forex [1] stellvertretend für PVC-Hartschaumplatten, während KömaCel [2] und Vekaplan S [3] stellvertretend für PVC-Integralschaumplatten stehen. Um diese Klarheit nachfolgend aufrecht zu erhalten, belasse ich es bei der Handelsbezeichnung. Eine Gegenüberstellung beider Plattenformen habe ich bereits nachfolgend gemäß meinen Erfahrungen für Sie aufgearbeitet.

Grundinformationen zu
PVC-Hartschaumplatten (Forex [1])

Als ich beschloss neue, möglichst naturnahe Terrarien zu bauen, war die Frage nach dem Material keine leichte. Holz kommt für Tropenterrarien nicht infrage, Glas ist bei den angepeilten Größen zu schwer und schlecht bearbeitbar, Plexiglas/Acrylglas wird mit der Zeit blind, ist teuer und kratzerempfindlich. Die Wahl fiel schließlich auf Forex, welche vorwiegend im Messebau verwendet werden und im Internet oft als geeignet für den Terrarienbau angepriesen wurden. Nach den ersten Erfahrungen eignet sich dieses Material jedoch nur für kleinere Terrarien oder für Aufbauten.

Im Überblick: 
- Handelsname oft „Forex Classic“ [1] oder schlicht PVC-Hartschaum
- ein geringes Gewicht von nur 0,5-0,7kg/cm³ im Vergleich zu Glas mit 2,5 kg/cm³
- Oberflächenhärte 40-44 Shore D
- trotz seines geringen Gewichts bei entsprechender Materialstärke akzeptabel stabil
- es lässt sich kalt verschweißen, heiß biegen oder in dünnen Materialstärken tief ziehen
- Bearbeitung ähnlich zu Holz
- im Vergleich zu Glas schlag zäh mit geringster Bruchwahrscheinlichkeit
- einfach in der Handhabung und witterungsbeständig (UV-Strahlung jedoch ein Problem)
- Schleif-, Feil-, Streich- und Lackierbar

Natürlich hat Forex auch Nachteile. Einer davon ist, dass sich die Kunststoffplatten mit der Zeit, vor allem bei Belastung und Wärmeeinwirkung verziehen. Ein großer Mehrkostenfaktor stellen daher Metallwinkel zur Stabilisierung dar. Ebenso ist die Oberfläche, trotz der Bezeichnung 'hart-PVC' weich genug um Kratzer und Furchen mit harten Gegenständen zu hinterlassen. Ein sorgsamer Umgang beim Bau verhindert jedoch das gröbste und im "Betrieb" kommt es ohnehin kaum vor, dass das Material beschädigt wird. Ein weiterer Nachteil ist die Temperaturtoleranz. PVC zersetzt sich bei Temperaturen, die die 180°C Marke übersteigen. Weshalb beim Einsatz von Metalldampflampen auf genügend Abstand oder Schutzflächen, zum Beispiel in Form von Aluminiumplatten, zu achten ist. 


Grundinformationen zu PVC-Integralschaumplatten (KömaCel [2] / Vekaplan S [3])

Aus den gewonnenen Erfahrungen im Umgang mit Forex musste ich mir eingestehen, dass diese Plattenform allein nicht das ideale Material zum Bau größerer Terrarien ist. Nach etwas Recherche bin ich auf sogenannte PVC-Integralschaumplatten gestoßen, ebenfalls aus PVC aber in einem anderen Verfahren hergestellt. Diese Platten sind erheblich formstabiler, härter und damit unempfindlicher gegenüber Kratzern. Diese Form der PVC-Platten wurde mir auch von Seiten einiger professioneller Terrarien- und Möbelbauer nahegelegt, wenn es um Sichtflächen oder stabile Seitenelemente geht. Zwar ist mit Mehrkosten von wenigen Euro pro Quadratmeter zu rechnen, jedoch spart die gewonnene Stabilität anderswo Metallwinkel oder Querstreben ein. 

Im Überblick:
- im Handel oft unter KömaCel [2] oder Vekaplan S [3] zu finden, nach Datenblatt nicht exakt identisch
- ähnlich Forex ein Gewicht von 0,43-0,55 kg/cm³ im Vergleich zu Glas mit 2,5 kg/cm³
- Oberflächenhärte (Schore-D) von ~50-75 im Vergleich zu Forex mit ~40-44
- hohe Biegefestigkeit von 20 MPa bei 10mm Plattenstärke gepaart mit edel wirkender Oberfläche
- es lässt sich kalt verschweißen und geringfügig heiß biegen
- Bearbeitung ähnlich zu Holz
- hoher Schlagzähigkeit
- einfach in der Handhabung und witterungsbeständig (UV-Strahlung jedoch ein Problem)
- Schleif-, Feil-, Streich- und hervorragend lackierbar

Von KömaCel [2] oder Vekaplan S [3] ausgehend gibt es keine nennenswerten Nachteile gegenüber Forex [1]. Die Platten lassen sich genauso gut wie Forex bearbeiten und verarbeiten. Unschöne Furchen durch aufliegendes Werkzeug kommen nur durch grobe Krafteinwirkung zustande, jedoch verkratzt auch die harte Oberfläche recht schnell, wenn mit harten Objekten darauf hantiert wird. Daher empfehle ich Ihnen, wie auch bei Forex [1], die bearbeiteten Flächen stets nach innen ins Terrarium zeigen zu lassen. Da ich zukünftige Terrarien im Frontbereich lackieren möchte, spielen kleinere Kratzer für mich keine Rolle.

Aus Stabilitätsgründen verwendete ich direkt die Plattenstärke 10 mm und war hiermit gut beraten. Zwar sind geringere Plattenstärken sicher für kleine Terrarien ausreichend, bieten aber zum Beispiel für Schrauben keinen Halt bzw. sind zu schmal um diese aufzunehmen. Beim Arbeiten mit 10 mm Platten blieb bisweilen auch stets genügend Rest übrig, der Bedarf an geringeren Stärken für Aufbauten oder ähnliches obsolet machte. Das Mehr an Stabilität in den Seitenbereichen erwies sich an dieser Stelle auch als gute Investition in die teureren KömaCel Platten um das Vorhaben mit Schwenkscheiben zu realisieren. Eine Kombination aus Forex und KömaCel ist natürlich jeder Zeit möglich, ergibt aus meiner Sicht kostentechnisch jedoch nur bei sehr großen Vorhaben Sinn.

Um die Platten kalt zu verschweißen verwende ich Henkels THF haltigen Tangit. MEK haltige Kleber haben sich in der Handhabung als etwas unvorteilhaft erweisen, da sie zum einen das PVC nicht aggressiv genug an lösten und zum anderen recht schnell verdunsteten, wodurch ich die Verbindung als unzureichend empfand. Dies kann aber auch eine fehlerhafte Anwendung meinerseits gewesen sein! An einigen Stellen, zum Beispiel Lüftungsgitter, arbeitete ich auch rein mit THF oder verwendete in THF aufgelöstes PVC als Spachtelmasse [4]. Die wichtigsten Werkzeuge zum Bau eines Kunststoffterrariums sind neben Schraub- und Klemmzwingen ein, im besten Fall zwei Akkuschrauber, scharfe Messerklingen, Klebeband und Gehrungswinkel. Genauere Informationen über den Bau und Einrichtungsmöglichkeiten finden Sie in den nachfolgenden Bereichen. Eine gute Planung ist natürlich Grundvoraussetzung für ein langlebiges, stabiles und vor allem Tiergerechtes Terrarium.

Die Preise...
… haben sich im Zuge der Geschehnisse der letzten Jahre seit 2016 leider beständig nach Oben entwickelt. Während bei meiner Bezugsquelle anfangs für 10 mm Platten Forex 25€/m² und für KömaCel 32€/m² aufgerufen wurden, stiegen die Preise zuletzt auf 59€/m² für Forex und 56€/m² für KömaCel bzw. 50€/m² für Vekaplan S im Jahr 2022. Im gleichen Zeitraum stieg der Preis für handelsübliches Floatglas in 4 mm Stärke in unserer Region von etwas unter 20€/m² auf aktuell 42€/m². PVC-Terrarien sind damit, gepaart mit Zusatzbauteilen wie Winkeln, generell teurer als reine Glasterrarien, auch wenn Glas teilweise schon teurer war als die Kunststoffplatten. In naher Zukunft wird sich daran wohl leider erst einmal nichts ändern. Dennoch denke ich, dass sich die Mehrkosten in Handhabung, Möglichkeiten und Vorteilen relativieren.

Allgemeine Verarbeitungshinweise und Tipps für PVC-Platten:

Wie eingangs geschildert ist die Verarbeitung derer von Holzplatten recht ähnlich. Um Ihnen jedoch eine kleine Hilfestellung zu geben, wie Sie PVC-Platten am besten verarbeiten, teile ich gerne meine Erfahrungen mit Ihnen.

Kalt verschweißen:
Alle Flächen, die mit Tangit kaltverschweißt werden sollen, sollten nicht nur trocken, staub- und fettfrei sein, sondern auch leicht aufgeraut werden. Insbesondere die Integralschaumplatten KömaCel / Vekaplan S werden in Formen unter Druck aufgeschäumt, wodurch die Plattenfläche geschlossen und sehr glatt ist. Die Erfahrung zeigt, dass das Lösungsmittel geschlossene Flächen nicht richtig an löst und somit zu unvollständigen Verbindungen führt. An aufgerauten Flächen, z.B. den Stößen oder mittels Schleifpapiers aufgerauten Flächen ergeben sich erheblich bessere Schweißnähte, die langfristig ein Austreten von z.B. Wasser zuverlässig verhindern. Nach bereits zwei Stunden sind diese Verbindungen sehr stabil, ohne dass bei weiteren Arbeiten Bruchgefahr besteht – unter sorgfältiger Weiterverarbeitung versteht sich. Um wirklich formschlüssige Schweißnähte zu erhalten, sollten die Bauteile in regelmäßigen Abständen mit Schrauben aneinander gezogen, mittels Zwingen aufeinandergedrückt oder mittels Gewichten aufeinander gepresst werden.

Sägen, Bohren und Zerspanen:
Um die PVC-Platten überhaupt in Form zu bringen, können Sie sie behandeln wie MDF oder OSB Platten. Wenn Sie keine Tisch- oder Handkreissäge ihr Eigen nennen, fragen Sie am besten beim Tischler Ihres Vertrauens um Hilfe. Wichtig ist nur, dass auf eine etwas feinere Zahnung der Sägeblätter geachtet wird, sowie das Sägeblatt scharf und schnell durch die Platten geführt wird. Andernfalls kann es vorkommen, dass das PVC schmilzt und unschöne Ränder hinterlässt oder die Schnittkannte ausfranst. Beim Einsatz von Verschraubungen empfehle ich Ihnen stets vorzubohren um ein Platzen oder Aufblähen der Platten zu verhindern – ähnlich wie Sie es vielleicht ebenfalls von MDF und OSB Platten im Holzbereich kennen. Somit können Sie Schrauben auch vor positionieren und beim Verschweißen zügig eindrehen. Die Kunststoffspäne, die beim Bohren entstehen, können solange sie noch warm sind, einfach herausgezogen werden. Der Einsatz von Schrauben dient an dieser Stelle nicht der Stabilität, sondern der Positionierung und formschlüssigen Verbindung von Bauteilen. Daher sind Schrauben mit einem Durchmesser zwischen 2,0 mm und 4,0mm sowie Längen zwischen 10mm und 45mm je nach Bauteil ideal. Schrauben, die zum Anbringen von stabilisierenden Winkeln im Terrarium dienen, führe ich stets in Edelstahl aus. Ebenso Unterlagscheiben.
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist, dass in die Platten Gewinde geschnitten werden können. Egal ob ein G1/8“ Gewinde für Beregnungsanlagen oder ein M25 Gewinde für Bodenabläufe gefordert wird, es lässt sich alles in diese Richtung realisieren, was ein großer Vorteil gegenüber Holz und Glas ist. Allerdings sind diese Gewinde vor allem bei Forex zugleich auch empfindlich und fragil, es sollte also nichts mit Gewalt eingedreht werden. Ich habe hier unterschiedliche Erfahrungen gemacht insbesondere im Bereich der Bodenabläufe. Bei einigen hielt das Gewinde sehr gut in Verbindung mit Teflonband dicht, bei anderen wurde es nach kurzer Zeit oder direkt zu Beginn undicht. In Fällen, in denen ich die Gewinde nicht dicht bekommen hatte, habe ich PVC-Reduzierstücke mit Gewinde eingeklebt. Hierfür ist wichtig, Dass sie ringsum bündig an die Platte anschließen. Haben aber auch den Vorteil, dass die Gewinde entsprechend stabil und dicht werden. Zur Verwendung kamen sowohl selbst angepasste Reduzierstücke, die eigentlich einen Außensechskannt hatten und abgeschliffen wurden, oder bündig einzubauende. Beim Bohren mittels Hohlbohrkronen empfehle ich stabile Fabrikate, keine günstigen Baumarktprodukte mit auswechselbaren Federstahlblättern. Letztere verhaken sich gerne bei zu hohen Umdrehungszahlen im Kunststoff und können die Bohrung ruinieren. Bei Vorbohrungen für Gewinde größer 10mm empfehle ich Ihnen Forstnerbohrer oder Flachbohrer in entsprechender Größe. Ansonsten eignen sich sowohl Holz- als auch Metallbohrer gleichermaßen. Mit scharfen Klingen lassen sich Plattenkannten auch Hobeln, sollten die Maße nicht ganz passen oder etwas überstehen. Gleichermaßen kann so auch eine Plattenkannte auf einen passenden Winkel, wie er zum Einbau einer schrägen Bodenplatte notwendig ist, gehobelt werden. Schleifen funktioniert ebenso problemlos. Achten Sie jedoch auf eine gute Staubabsaugung.

Lackieren:
Wenn Sie Ihre Terrarienfront lackieren möchten, sollten sie nebst den typischen Vorarbeiten wie Anschleifen und Reinigen darauf achten, dass Sie einen geeigneten Lack verwenden. Dies kann zum Beispiel ein Lösemittelhaltiger Spritzlack für Hart-PVC sein, oder aber auch Acrylat-Lacke sowie zweikomponentige PUR Lacksysteme. Bitte Fragen sie hierzu vor dem Kauf und der Verarbeitung aber auf jeden Fall im Fachhandel an, da hier viele Stolpersteine den Weg kreuzen können. Gleiches gilt, wenn Sie die Fronten „nur“ streichen möchten. Bei der Wahl des falschen Lackes kann es passieren, dass dieser nicht hält und abplatzt, oder das PVC an löst. Ansonsten gelten die üblichen Verarbeitungshinweise.

Reinigen:
Zwar ist PVC beständig gegen viele Lösungsmittel in Haushaltsreinigern, läuft bei offener Oberfläche aber Gefahr Farbmittel einzulagern oder spröde zu werden. Reinigen Sie daher die Oberflächen stets nur mit einem feuchten Tuch oder bei stärkeren Verschmutzungen mit etwas Prilwasser.

 

Weiterführendes

[1] Datenblatt zu Forex
[2] Datenblatt zu KömaCel
[3] Datenblatt zu Vekaplan S
[4] Bitte beachten Sie hierzu die Gefahrenhinweise!